Resilienz heißt psychische Widerstandskraft - gemeint ist die psychische Kraft, Krisensituationen zu begegnen und das Beste draus zu machen.
Das Wort Resilienz leitet sich vom lateinischen resilire = abprallen ab.
Um Krisen adäquat zu begegnen ohne dabei psychisch oder körperlich krank zu werden, bedarf es aus Sicht der Psychologie sieben Geistes Qualitäten:
Optimismus ist eine davon. Ein Optimist findet auch in der größten Krise noch ein Licht. Für ihn ist das Glas halbvoll und nicht halb leer.
Er schaut klar hin und akzeptiert das Unveränderbare. Akzeptanz, die zweite Geistesqualität, heißt annehmen.
Als Drittes: Lösungsorientiertes Denken und Handeln, trotz aller Widernisse. Ruhe zu bewahren und nach Strategien zu suchen, welche die Lebensqualität erhöhen und wieder Freude ins Leben bringen, führen zu der Frage: was kann ich jetzt tun und wie kann ich diese Herausforderung für mich und die anderen nutzen?
Zur Resilienz gehört viertens: die Opferrolle bewusst zu verlassen. Sich als Opfer zu fühlen macht traurig, handlungsunfähig, aggressiv und selbstzerstörerisch. In vielen Fällen ist es Sinn stiftend sich mit den eigenen Schatten zu beschäftigen, eigene Anteile zu erkunden, sie zu transformieren, um wieder nach vorne schauen zu können.
Fünftens: Verantwortung übernehmen. Verantwortung zu übernehmen über bereits vergangene Handlungen und Gedanken bedeutet, sich selbst und andere von Schuldgefühlen zu befreien. Es ist auf Dauer nicht hilfreich Schuld zuzuweisen, denn das führt zu Verbitterung.
Ein tragfähiges Netzwerk, die Nummer sechs, ist für resiliente Menschen unabdingbar. Freunde zu haben und sich ihnen in einer Notsituation anzuvertrauen, um Hilfe zu bitten, ist unverzichtbar, um in der eigenen Kraft zu bleiben. Rückzug, und daraus folgende Einsamkeit, machen krank. Wir alle bedingen einander. Ohne Du kein Ich, ohne Ich kein Du. Wir sind Menschen, soziale Wesen, „Rudeltiere“, und wir brauchen uns gegenseitig. Hilfe schenken ist etwas Wunderbares und fördert unser inneres Wohlbefinden. Um Hilfe zu bitten ist menschlich und nicht peinlich.
Resiliente Menschen sind außerdem vorausschauend. Das ist die siebte Geistesqualität. Sie haben Plan B bereits in der Tasche, oder haben sich zumindest mental schon damit auseinandergesetzt, wenn es zur Krise kommt.
Nichts ist beständig außer dem Wandel – Heraklit 500 v Ch.
Dieses Zitat hat über all die Jahre nicht an Bedeutung eingebüßt. Wir müssen den Wandel akzeptieren, denn er gehört zum Leben. Und all die Krisen, die uns mit dem Wandel begegnen, sind lediglich überwindbare Probleme. Jedes Problem birgt eine Lösung in sich. Und wenn es keine Lösung gibt, gibt es die Hingabe, das Annehmen des Unveränderbaren.
Schätze dein Können realistisch ein, setze dir Ziele und treffe Entscheidungen, die dich ins Handeln bringen. Und sollte dir ein Fehler unterlaufen, kannst du ihn korrigieren und weitermachen.
Never give up, sagt der Dalai Lama. Angesichts der tibetischen Geschichte zeugt schon dieser Ausspruch von großer Resilienz.
Leid gehört zum Leben. Immer in Watte gepackt sein zu wollen ist vermessen und entspricht nicht der Realität des Lebendig seins. Es schwächt uns letztlich. Dem Leid zu begegnen, es bestenfalls zu transformieren, ist ein Teil unserer aller Leben. Ohne die Erfahrung von Leid können wir kein Glück empfinden. Glück und Leid sind die zwei Seiten einer Medaille.
Raffael Kalisch hat viel zum Thema Resilienz geforscht. Er sagt: Resilienz ist eine Form der Aktivität.
Bei der psychischen Widerstandsfähigkeit in Bezug auf Stress sollte die Gesellschaft allerdings lieber überlegen, wie sie den Stress, der auf den Menschen heutzutage einprasselt, vermindert, anstatt Menschen Programme zuzumuten, die ihre Resilienz erhöhen sollen. Die boomenden Resilienztrainingsseminare sollen stressfähiger machen. Sie dienen lediglich einem ausbeuterischen Kapitalismus, aber sicher nicht dem Menschen. Wollen wir stressfähiger sein oder weniger Stress ausgesetzt sein?
Wir können lernen resilient zu sein indem wir aufhören alles und jeden zu bewerten, indem wir unseren Geist beobachten und ihn in achtsamem Wohlwollen kultivieren. Indem wir uns Ruhe und Entspannung schenken und unseren Körper und Geist liebevoll versorgen. Wir können umlernen. Mit langem Atem und stetiger Übung können wir unseren Blick auf die Welt verändern. Das geht nicht von Jetzt auf Gleich oder mit einem Resilienz-Seminar. Das ist ein Prozess des Umdenkens und innere Prozesse brauchen viel Zeit, Durchhaltevermögen, Reflektiertheit und einen liebevollen Umgang mit sich selbst.
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen,
sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet