FÜSSE

Unsere Füße, diese großartigen Körperteile, tragen uns durchs Leben. Eigentlich sollten sie unsere besten Freunde sein. Und beste Freunde behandelt man voller Respekt und Liebe.

Bei den meisten Menschen aber fristen die Füße ein jämmerliches Dasein. Sie werden, kaum dass wir laufen können, in Schuhe gezwängt. Oft sind diese ersten Schuhe hart und unbeweglich, als sollten sie unsere Füße schon jetzt auf ein Leben voller Entbehrungen und Härte einstimmen.

Über Füße denkt man nicht nach, sie werden kaum wahrgenommen. Ich sehe als Yogalehrerin viele Füße und manchmal bin ich regelrecht erschrocken, wie leidend und verkümmert sie sind. Krumm und schief, gequält von zu engen und/oder zu hohen Schuhen ein Leben lang. Ungepflegt, als gehörten sie nicht zu uns. Verhornt, verpilzt, übersehen. Erst wenn sie schmerzen, werden sich viele Menschen ihrer bewusst.  Füße fristen ein Leben ohne Frischluft, eingesperrt in Strümpfe und Schuhwerk sehen sie selten oder nie Tageslicht. Es gibt sogar Haus- und Bettschuhe. Immerzu stecken die Füße in Strümpfen und Schuhen. Niemals dürfen sie den Morgentau einer Frühlingswiese spüren, die rundgeschliffenen Steine in einem Bach, Moos und Tannennadeln im Wald,  den kühlen Rasen unserer Gärten, Holzböden, Fliesen und Teppiche unserer Behausungen.

 

Ich habe eine Freundin, die mitten im letzten Weltkrieg geboren wurde. Die Familie lebte ländlich und hatte viele Kinder. Diese Freundin besaß bis zu ihrem fünften Lebensjahr keine Schuhe. Als sie nach dem Krieg erstmalig Schuhe anziehen musste – man durfte nicht barfuß in die Schule gehen – war das die reinste Qual.

 

Für mich geht nichts über barfuß laufen. Barfuß laufen stärkt die Füße. Bänder und Muskeln werden gefordert und gut ausgebildet. So bleiben die Füße gesund. Keine Knick,- Senk,- Platt und Spreizfüße. Eine gut ausgeprägte Fußmuskulatur und kräftige Fußgewölbe sorgen für gesunde Knie, Hüften und eine gute Aufrichtung des Rückens. In den Füßen fängt alles an. Ich halte meine Schüler*innen in jeder Yogastunde an, ihre Intelligenz in die Füße zu schicken. Spüren. Wahrnehmen. Fußgewölbe heben. Fersen ins Lot bringen, den Mittelpunkt der Fersen spüren. Zehen spreizen und anheben. Großzehballen runterdrücken und dabei wahrnehmen, was im Rest des Körpers passiert.

Die Füße gut mit der Erde verwurzeln. Standfest sein. In Balance sein.

Wenn die Energie der Füße und Beine in die Erde geht, fest verwurzelt ist, kann der Rest des Körpers leicht und frei sein.

Nimm deine Füße in die Hände. Knete sie, öffne sie , halte sie und öle sie ein, pflege und verwöhne sie jeden Tag, denn sie tragen dich durch dein Leben. Und quäle sie nicht mit harten und engen Schuhen. Barfußschuhe sind in den letzten Jahren immer populärer geworden. Ich gehe in ihnen über Stock und Stein und ich ziehe sie aus, wann immer es möglich ist. Wie bei den Elefanten ist auch die menschliche Fußsohle hoch empfindsam. Erinnern wir uns daran, dass im Fuß der ganze Mensch abgebildet ist.