MIT GUTEN VORSÄTZEN IN EIN NEUES JAHR

Der Jahreswechsel steht vor der Tür.

Die langen, stillen Abende zwischen Weihnachten und Silvester sind für mich eine besondere Zeit. Nach den geliebten Spaziergängen in die Dämmerung hinein, kuschele ich mich in die Kissen, höre Musik, lese, schreibe, denke.......

 

Was hat das vergangene Jahr mich gelehrt? Welche Entwicklungschancen lagen in den schwierigen Abschnitten geborgen? Was war gut und erhaltenswert? Was möchte ich erweitern oder gar ganz verändern? Wohin treiben mich meine Wünsche? Meine Sehnsüchte? Welche Kammern meines Herzens möchten besucht und belebt werden? Wie begegne ich meinen Bedürfnissen? Was werde ich tun, um mir selbst nah zu bleiben?    

Ich nehme mir die Zeit, um all diese Fragen zu bewegen.

 

Vieles wiederholt sich, wenn ich in die vergangenen Jahre zurückblicke. Sogenannte Dauerbrenner. Bei mir ist es immer der Wunsch nach Stille. Und das weiter wachsende Bedürfnis meine Yogapraxis meinem Körper anzupassen und nicht umgekehrt. Da gibt es noch viel zu  erfahren. Ich habe noch lange nicht ausgelernt. Gut so. Ich bleibe dran.

 

Manches ist neu oder kommt wieder. So der unbändige Wunsch wieder weit zu reisen. In eine andere Welt einzutauchen, mich mit Haut und Haar einzulassen auf das Fremde, auf das Unbequeme, auf das Abenteuer, auf die Stille der unberührten Einsamkeit. Nach fast zwei Jahren, ohne große Reise, spüre ich einen Sog in mir, in die Wildnis abzutauchen.

 

Es gibt Lebensaufgaben, die kann man jedes Jahr ein Stück weiter vervollkommnen. Die schaue ich mir in der Wintersonnenwendezeit immer wieder von neuem an und fülle sie mit frischer Kraft:

Mich zu befrieden mit dem was ist. Zuversicht zu kultivieren, trotz all der widrigen Umstände auf dieser Welt. Angst zu umarmen und dem Leben zu vertrauen. Pause zu machen von Weltuntergangsszenarien, Betroffenheitsempörungsgeschimpfe und den niemals endenden Gedankenspaghetti, was ich besser machen kann auf meiner Scholle. Denn da liegt der Anfang zur Veränderung.

Eine kleine Pause von einigen, wenigen Tagen sei uns allen gegönnt.

 

Ich möchte Freude, Humor, Lachen und Liebe in meinem Leben haben. Noch mehr. Und da ja alles mit allem verbunden ist, wie wir wissen, ist die Erfüllung dieses Wunsches für alle gut. Für alle und alles!

 

Die Begegnungen mit mir selbst auf Matte und Kissen sollen immer selbstverständlicher von Reflektion und Respekt getragen sein. Das wünsche ich mir, für all die kommenden Jahre.

Wenn mein schmerzendes Handgelenk mich aus den Seitbrettern rausholt, bleibe ich freundlich und gelassen. Dann übe ich heute halt etwas anderes. Gebe dem Gelenk die Zeit, die es braucht, um zu regenerieren. Ich lausche auf den Widerhall meines Schultergelenkes bei Chaturangas und der Gleichen und stoppe diese Kraftübungen, wenn es meinem Körper zu viel wird. Alte Verletzungen können manche Haltungen für immer unmöglich machen. Da heißt es Abschied nehmen von Vorstellungen und Bildern, von Unversehrtheit und Jugend. In den Tiefen des Organismus gibt es so viel zu entdecken, zu öffnen, zu entspannen, zu weiten, zu dehnen, zu kräftigen. Ein Quell großer Freude.

 

Eine neue Herausforderung für mich ist z.B. in der Meditation den Kopfraum „auszudehnen“, auch unabhängig vom Atem. Und wenn es gelingt, werde ich es ganz schnell wieder loslassen. „Form ist nichts anderes als Leere, Leere nichts anderes als Form“.....das Herzsutra ist allgegenwärtig. Es hat tiefe Wurzeln in den Landschaften meines Inneren Erlebens hinterlassen.

 

So fließen die kurzen Tage und langen Nächte gemächlich dahin. Tee und Kerzenschein wärmen und die Wanderungen durch die erstarrte Natur schenken  Ruhe. Einverstanden sein mit dem Anhalten, mit dem Nichtstun. Winterschlaf.

Die weit aufgeblühte, tiefrote Amaryllis, in der Vase auf meinem Tisch, zieht meinen Blick hinein in ihren Blütenkelch. Was für eine Farbenpracht, was für eine Verheißung. Auf Wärme, Licht und Sonne. Aber Jetzt ist Jetzt und der Winter schenkt uns eine Atempause. Eine Zeit der Kontemplation.

Und die guten Vorsätze sind Wegweiser unseres ganz persönlichen Bemühens. Nicht mehr. Nicht weniger.